Die Gründungen der ersten Börsen
Mit dem Ziel, eine sichere und unabhängige Handelsplattformen für die Diamantbranche zu schaffen, wurde vor mehr als einem Jahrhundert, im Jahr 1881, die weltweit erste Diamantbörse in Amsterdam gegründet. Wenig später folgten mit Antwerpen, Paris und auch Wien weitere Handelsplätze, die sich bereits im Jahre 1907 in der ersten Internationalen Dachorganisation der Diamantbörsen, der Vorgängerorganisation der heutigen World Federation of Diamond Bourses, zusammenschlossen.
Nach dem ersten Weltkrieg und dem Zerfall der Monarchie etabliert sich, die noch heute bestehende Wiener Diamantbörse: Im Jahr 1921 wird von prominenten Branchenangehörigen rund um Ludwig Wrana, der Diamant-Klub Wien ins Leben gerufen, der kurz nach Gründung bereits 460 Mitglieder zählte.
„Der Zweck der Gründung war: der Gesamtheit der Branche, welche infolge räumlicher Beschränktheit in der damals bereits bestandenen Schwestervereinigung, dem Edelsteinklub, einen Platz fand, einen Sammelpunkt zu bieten.“
Almanach des Diamant-Klub Wien, 1927-1928
So wurde eine Plattform geschaffen, die es zuließ, den Bedarf an Edelsteinen in kollegialer Atmosphäre und unter strengen Regeln des internationalen Diamanthandels, zu decken und neue Geschäftsverbindungen zu knüpfen.
Markante Einschnitte
In den Jahren 1938 – 1945 verlor der Diamant Klub Wien seine Selbstständigkeit und wurde kommerziell von der Wirtschaftskammer geführt. Zu dieser Zeit trafen sich die, in Wien verbliebenen Mitglieder an einer geheimen Adresse um – trotz widrigster Umstände – einen eingeschränkten Börsenbetrieb aufrecht zu erhalten.
Die Nachkriegsjahre
Nach 1945 war es für die nach Wien zurückkehrenden Mitglieder von existenzieller Bedeutung, dass ihnen durch ihre Klub-Mitgliedschaft auch ein Nachweis für ihre Geschäftstätigkeit ausgestellt wurde, um einen vorhandenen Pensionsanspruch zu sichern.
In den Nachkriegsjahren nutzten viele Mitglieder den Klub auch als ihre Geschäftsadresse. Es war dies bis 1959 das bekannte Kaffee-Korb in der Brandstätte und danach der heutige Standort in der Spiegelgasse.
„Damals gab es viel zu wenig Ware am Markt, sodass von Montag bis Freitag eine rege Geschäftstätigkeit in den Klubräumen herrschte. So wurde der Diamant Klub zu einer begehrten Anlaufstelle um neue Edelsteine und auch „Secondhand“ Schmuck zu erstehen!“
KR Wilfried Haas
Die Aufnahme in die Weltföderation
Mit der Gründung von weiteren Diamantbörsen in aller Welt wurde 1947 die Weltföderation der Diamantbörsen (WFDB) gegründet. Dieser Dachverband, dem heute 28 Diamantbörsen weltweit angeschlossen sind, erarbeitet international gültige Regeln und Usancen für den Handel mit Diamanten und Edelsteinen. Ein internationales Schiedsgericht ermöglicht allen Mitgliedern einer Diamantbörse die Beilegung von Meinungsverschiedenheiten oder Streitfällen.
Der Diamant Club Wien wurde am 14. Juli 1947 mit allen Rechten und Pflichten als Vollmitglied in die Weltföderation der Diamantbörsen aufgenommen. Der DCW ist somit Teil der größten und wichtigsten professionellen Vertretung der internationalen Diamantbranche.
Neue Zeiten – neue Aktivitäten
Nachdem im DCW, wie auch in den meisten kleineren Börsen weltweit, die eigentliche Handelstätigkeit in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich abgenommen hat, haben sich auch die Aufgaben des Clubs mit der Zeit verändert.
So wurde seitens der Club-Leitung der Öffentlichkeitsarbeit rund um das Thema „Diamant“ zunehmend größere Bedeutung beigemessen. Dies führte auch bereits 1960 zur Gründung einer eigenen PR-Organisation: Das sogenannte „Diamantkomitee“ stellt den Mitliedern des Clubs – in enger Kooperation mit De Beers – seither wertvolles Informationsmaterial zur Verfügung.
Nach erfolgreichen Teilnahmen an der Wiener Internationalen Messe bis in die 1980er Jahre, wurde diese Tradition bei Fachmessen wie der Pretiosa Salzburg und der Pretiosa Wien fortgesetzt. Dazu kommen auch die Informationsstände der Vienna-Diamond, einer Publikumsmesse bei der auch dem Konsumenten gegenüber das Augenmerk auf die Kompetenz der Mitgliedsbetriebe des DCW gelenkt werden konnte.
Seit Beginn seiner Gründung bis zum heutigen Tag vertritt der DCW die Interessen der Österreichischen Diamantbranche.
Der Club bietet allen Mitgliedern die Möglichkeit, aktuelle Informationen auszutauschen unter ganz besonderen ethischen Standards Geschäftskontakte zu pflegen. „Vertrauen und Handschlagqualität“ gelten nach wie vor als wichtigste Grundlage für einen erfolgreichen Diamanthandel – die bei erfolgreichem Geschäftsabschluss verwendeten Worte „Mazal und Brache“ stehen dafür als Synonym.
Die Präsidenten im Dienste der Österreichischen Diamantbörse
1921 KR Emil Schönfeld
1927 Ludwig Wrana
1937 Alfred Kohner
1946 Rudolf Niklas
1949 Albert Rohrwasser
1956 Paul Lukschander
1968 Julius Haas
1972 KR Wolfgang Gross
1997 KR Wilfried Haas
2015 KR Georg Fischmeister
2018 Stefan Nikl