„Der Diamantmarkt in Bewegung“

Im Branchenmagazin „Kunsthandwerk“ – Ausgabe 2/2018 – erschien ein Statement von Stefan Nikl zur aktuellen Situation des internationalen Diamanthandels.

Der Artikel steht als PDF unter folgendem Link zum Download bereit

Der Diamantmarkt in Bewegung

Nachdem es vor bald 80 Jahren erstmals gelungen ist, Diamanten synthetisch herzustellen, stehen die künstlichen Steine nun vor einem großflächigen Markteintritt.

Im Mai wurde bekannt, dass De Beers mit dem Schmucklabel „Lightbox“ in den synthetischen Diamantmarkt einsteigen werde. Welche Ziele De Beers damit verfolgt, wird innerhalb der Diamantbranche ähnlich kontrovers diskutiert, wie die Rolle, die synthetische Diamanten zukünftig spielen werden.

Obwohl die strategische Kehrtwende von De Beers für manche überraschend sein mag, die jüngsten Entwicklungen treffen die Diamantbranche keineswegs unvorbereitet.

Bereits vor Jahren wurden die zulässigen Bezeichnungen für synthetische Diamanten festgelegt. Zudem wurden Geräte entwickelt, mit denen man synthetische Diamanten von natürlichen unterscheiden kann. Und dennoch, der technische Fortschritt macht ständige Forschung auf Seiten der gemmologischen Institute sowie regelmäßige Fortbildung innerhalb der Juwelenbranche unabdingbar.

 

Synthesen als nachhaltige Alternative?

Der Umstand, dass synthetische Diamanten gerne mit ihrem geringen ökologischen Fußabdruck beworben werden, führt zur Frage ob denn die notwendige Energie tatsächlich aus erneuerbaren Quellen stammt. Auch ihre Konfliktfreiheit wird immer wieder als Verkaufsargument genannt.

Das Thema der Konfliktdiamanten hat die Diamantbranche tatsächlich jahrelang intensiv beschäftigt. Mittlerweile garantiert das „System of Warranties“, die völlige Konfliktfreiheit von 99,8% aller gehandelten Diamanten.

 

Über Konfliktfreiheit hinaus

In einem Umfeld, in dem fair gehandelte Produkte hohe Wertschätzung genießen, wird es zukünftig aber wahrscheinlich nicht ausreichen, lediglich die Konfliktfreiheit von Diamanten sicherzustellen. Man wird gut beraten sein dafür Sorge zu tragen, dass auch ein größerer Teil der Wertschöpfung innerhalb der Diamant-exportierenden (Entwicklungs-) Länder verbleibt.

Vor allem die Lebensumstände der kleingewerblichen Diamantschürfer müssen sich deutlich verbessern. Wenn man bedenkt, dass etwa 1,5Mio Menschen ihren Lebensunterhalt unter teilweise prekären Verhältnissen verdienen und dabei bis zu 20% aller Schmuckdiamanten fördern, erkennt man, wie wichtig diese Menschen für den internationalen Diamanthandel sind. Mr Rory More O’Ferrall, ehemaliger Director of external affairs, De Beers, hat deren Bedeutung in einer bewegenden Rede während des Weltkongresses  2014 mit dem Satz „These are our people“ auf den Punkt gebracht. Sein Appell blieb nicht wirkungslos:

Nachdem die Diamond Development Initiative (DDI) seit 2008 Fundraising für kleingewerbliche Diamantschürfer betreibt, folgt nun ein nächster, wichtiger Schritt:

Gemeinsam mit DDI startet De Beers das Pilotprojekt „Gemfair“ in Sierra Leone. Ziel ist es, den Diamantschürfern einen fairen Zugang zum internationalen Diamanthandel zu ermöglichen.

Nur mit einer fairen Verteilung der Wertschöpfung entlang der gesamten Handelskette wird der Mythos vom natürlichen Diamant als „Symbol der Liebe“ langfristig aufrechtzuerhalten sein.

 

Transparenz & Vertrauen

Die Entscheidung, welcher Diamant – natürlich oder synthetisch – letztendlich gekauft wird, wird auch zukünftig von den Konsumenten getroffen werden.

Um die Entscheidungsfreiheit der Kunden sicherzustellen ist eine transparente Information über Herkunft oder Herstellung besonders wichtig. Das bedingt auch eine klare Sprache und eine eindeutige Nomenklatur in allen Bereichen des Diamanthandels. Nur so kann die immens wichtige Basis des Vertrauens zwischen Kunde und Juwelier langfristig gewährleistet werden.

 

Im Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen gewinnt die Förderung der ethischen Usancen der Diamantbranche – eine der Aufgaben des DCW –  zunehmend an Bedeutung. Der DCW ist sich dieser Verantwortung bewusst und unterstützt seit Juli die Diamond Development Initiative im Rahmen eines „Friendship Programs“. Darüber hinaus wird sich der Diamant Club weiterhin für einen transparenten Handel einsetzen und auf die eindeutige Kennzeichnung synthetischer Diamanten bestehen.

von Stefan Nikl