Sehr geehrte Mitglieder, meine Damen und Herren! Liebe Freunde!
Nach 17 Jahren an der Spitze des Diamant-Club Wien den Weg zu öffnen für neue Persönlichkeiten, für ein neues Team mit neuen Ideen und Zielen ist für mich Teil der Verantwortung in der Ausübung des Amtes.
Ich war für den Diamantklub gerne, aus ganzem Herzen und mit großem Stolz tätig, zumal der Diamantklub mein berufliches Leben seit fast 60 Jahre begleitet und auch in familiärer Hinsicht einen hohen Stellenwert einnimmt.
Mein Onkel, Diamantschleifer Julius Haas wurde in den schrecklichen Jahren 1938 -1939 mit der Führung der Diamantbörse betraut und bezahlte seine Anstrengungen, die Börse aus dem Einfluss der Politik der Nationalsozialisten herauszuhalten, beinahe mit Verhaftung und Deportation. In den Jahren 1968 bis 1972 übte er das Amt des Präsidenten des DCW in einer friedlichen und besonders prosperierenden Zeit nochmals aus.
Mit meinem Vater und meinem Bruder Herbert war ich schon in den späten 50iger Jahren als Zusatzkartenmitglied regelmäßiger Besucher des Klubs. Zu dieser Zeit noch im 1. Stock des Wiener Cafe Korb, und immer samstags! Ich erinnere mich an das geschäftige Treiben in diesen Klubräumlichkeiten, genauso wie später in den jetzigen Räumlichkeiten in der Spiegelgasse. Für so manches Mitglied war zu dieser Zeit die Adresse des Klubs auch die eigene Geschäftsadresse und Geschäftsstandort. Heute haben die Mitglieder eigene Büros, Geschäfte und Ateliers, beschäftigen Vertreter und stellen auf nationalen und internationalen Messen aus. Der Tradingfloor der Börse führt, so wie in allen kleinen Diamantbörsen der Welt, ein bescheidenes Dasein.
Damals wurde an allen Tischen gefeilscht und gehandelt, und wenn aus Schmuckstücken die Altschliffsteine zum Umschleifen ausgefasst wurden, (es gab ja fast keine neue Ware auf dem Markt), kaufte ich die leeren Fassungen als Bruchgold auf. Das war mein Startkapital für den Weg in die Selbstständigkeit im Jahre 1960.
Ab diesem Zeitpunkt war ich Vollmitglied des Diamant-Club Wien, dann Vorstandsmitglied, später Vizepräsident. Das war die Zeit in der ich bei fast allen Kongressen der Weltföderation der Diamantbörsen Delegationsmitglied sein durfte und viele Entscheidungen der Internationalen Diamantindustrie miterlebte und mitgestaltete.
Um nur einige dieser Weichenstellungen als Stichworte zu nennen:
Einführung der Diamant-Reporte und Zertifikate
Zu der Zeit nahezu ein Sakrileg. Man gab Kompetenzen ab und eröffnete Branchenfremden den Zugang zum Handel mit Diamanten. Schon Ende der 70er Jahre verursachten Banken und Investmentleute, vor allem in den USA den Crash mit den Top-Diamanten.
Der Kimberly Process
Die Antwort der World Federation of Diamond Bourses auf den Schmuggel von Rohdiamanten und die damit ermöglichte Finanzierung von Waffen für Rebellen in den Bürgerkriegs-führenden Ländern Afrikas. Eine weltweit einmalige Leistung einer „Interessenvertretung“ , die Regierungen nahezu aller Staaten dieser Erde, gemeinsam mit der UNO in ein Boot zu holen!
Die Rapaportliste
Anfangs verfemt und gehasst, heute aus dem Alltagsgeschäft nicht mehr wegzudenken
Die WFDB Mark
Ein wichtiges „tool“ für Mitglieder einer Diamantbörse, das den berechtigten Benützer dieser Marke als Diamanthändler ausweist, der in Übereinstimmung mit dem Ethik-Kodex der Internationalen Diamantindustrie handelt.
Erste Diamant-Preisliste für den Konsumenten.
Die „Diamond Retail Benchmark“, eine neutrale Preisliste als Hilfestellung für den Kunden in der Flut an Informationen aus dem Internet.
Zertifikate für Synthetische Diamanten
Ersparen Sie mir jeden Kommentar.
Viele der schwerwiegenden Entscheidungen wurden der Gemeinschaft der Diamantindustrie von technologischen Errungenschaften, von politischen Ereignissen oder einfach von marktpolitischen Entwicklungen aufgezwungen. Sie halfen aber , die Handlungsweisen, die Usancen und die moralischen und ethischen Anforderungen der Branche in einem Regelwerk, dem Ethik- Kodex, festzuschreiben, zu deren Einhaltung die Mitglieder aller 30 Diamantbörsen weltweit verpflichtet sind. Das sind rund 25.000 Diamantaire, durch deren Hände rund 95% aller weltweit gehandelten Diamanten gehen.
Das zeigt, wie wichtig es auch in Zukunft sein wird, dass alle mit einer „Sprache“ sprechen und auch alle das gleiche damit meinen, um das Vertrauen des Konsumenten in das Produkt Diamant zu erhalten und zu stärken.
Information und Pressearbeit rund um das Thema Confidence, gerne als das „5.C“ im Diamantgeschäft bezeichnet, war ebenso ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit im DCW.
Ein gutes Beispiel ist die Informationskampagne über die Konfliktdiamanten und den Kimberley Process. Die Aufklärung unsere Mitglieder und darüber hinaus der gesamten Juwelenbranche gelang so intensiv, dass Amnesty International, mit Mysteryshopper und Agent Provocateur in ganz Österreich unterwegs , auf Grund des für die Branche hervorragenden Ergebnisses auf die Veröffentlichung des Abschlussberichtes verzichtete.
Mit der Anschaffung der Geräte Diamond- Sure und D-Sceen für die Unterscheidung natürlicher von synthetischen Diamanten geben wir unseren Mitgliedern die Möglichkeit, dem Konsumenten gegenüber die Unterscheidbarkeit zu dokumentieren und hier gar keine Unsicherheit aufkommen zu lassen.
Auch bei zahlreichen Auftritten des DCW bei Schmuckmessen informierten wir Kolleginnen und Kollegen über die Wichtigkeit der Einhaltung der Regeln des Diamanthandels. Die Konsumenten konnten wir mit Info-Material aufklären, beim Kauf von Diamanten auf das Logo des DCW und auf die WFDB-Marke zu achten.
Sehr geehrte Damen und Herren, werte Kollegen und Kolleginnen, liebe Freunde!
Ich bin mir bewusst, dass diese Arbeit nur im Team und im Einklang mit allen Mitgliedern gelingen konnte. Daher möchte ich mich bei Ihnen allen für die Unterstützung und Loyalität bei meiner Tätigkeit als Präsident des Diamant-Club Wien aus ganzem Herzen bedanken.
Dem neuen Team, allen voran meinem Freund KR Georg Fischmeister wünsche ich für seine Präsidentschaft viel Erfolg, zum Wohl unseres Diamant-Club Wien und seinen Mitgliedern.
Wilfried Haas