Schon vor 1921 existierte ein Diamant-Klub in Wien, der sogar im Jahre 1907 mit 2 Clubs in Antwerpen, und je einen Club in Amsterdam und in Paris die International Federation of Diamond Bourses gründete. Dies wurde uns auch von der Weltföderation der Diamantbörsen, ihrer Nachfolgerin, bestätigt.
Damals war Wien die Hauptstadt einer Großmacht und dementsprechend bedeutend war auch die Diamantbörse. Während des ersten Weltkriegs stellte die Börse ihre Tätigkeit ein.
Die Neugründung geschah 1921, daher die Jubiläumsfeier in diesem Jahr.
Bald hatte die Börse wieder 400 Mitglieder, es gab eine rege Klubtätigkeit in den Räumen beim Neuen Markt. 1938 änderte sich alles schlagartig. Der Wiener Diamantclub wurde der Wirtschaftskammer eingegliedert, und hörte auf, selbstständig zu agieren. 1938 beschlagnahmte die Gestapo Waren im Club, von denen angenommen wurde, dass sie jüdischen Mitbürgern gehörten. Der sie begleitende Beamte der Wirtschaftskammer versuchte nach dem Krieg etwas über den Verbleib der Ware zu erfahren, ihm wurde aber mitgeteilt, dass sie nach Berlin gebracht worden war, wo sich ihre Spur verlor.
Ab diesem Zeitpunkt war es für unsere jüdischen Mitglieder nicht mehr möglich, im Club zu handeln. So ergab es sich, dass man sich in der Habsburgergasse 10 geheim traf.
Im Mai 1944 fielen Bomben auf die Klubräumlichkeiten in der Tegetthoffstraße und zerstörten alles, auch alle schriftliche Unterlagen. Ab 1946 residierte der Club im Cafe Korb, 1959 übersiedelte er endgültig in die Spiegelgasse, wo er sich heute noch befindet.
In der ersten Vollversammlung 1946 nach dem Krieg wurde Rudolf Niklasch zum Präsidenten gewählt, das er schon vorher bekleidete, 1948 folgte ihm Albert Rohrwasser nach. Paul Lukschander war darauf Präsident bis 1968, gefolgt von Julius Haas bis 1972.
Von 1972 bis 1997 dauerte die Präsidentschaft unseres Ehrenpräsidenten KR Wolfgang Gross, die im Jahre 1997 auf den jetzt amtierenden Präsidenten KR Wilfried Haas übertragen wurde, der zur gleichen Zeit auch das verantwortungsvolle Amt des Sektionsobmann für Handel und Gewerbe der Wiener Wirtschaftskammer ausübte.
Das Geschäft nach dem zweiten Weltkrieg gestaltete sich schwierig, da es kaum Ware gab. Oft war der Club die einzige Möglichkeit, Ware zu erhalten. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Stück zerlegt wurde, sodass mehrere Leute etwas davon übernahmen.
Beim Blättern in unseren Archiven findet man immer wieder Anfragen des Kreditschutzverbandes über die Bonität eines Mitgliedes. Es war oft der einzige Weg für Mitglieder, die im Krieg Alles verloren hatten, und sich mit der Hilfe eines Kredites eine neue Existenz aufzubauen versuchten, ihren guten Ruf nachzuweisen.
Weiters gibt es viele Briefe aus dem Ausland mit der Bitte um Bestätigung der Mitgliedschaft vor 1938, um einen Pensionsanspruch geltend machen zu können. Hier hat der DCW in Krisenzeiten eine wichtige Funktion erfüllt.
In den späteren Nachkriegsjahren gab es auch wieder mehr Ware, viel Mitglieder und ein reges Klubleben.
Die Kontakte zum Ausland wurden wieder geknüpft – schon 1946 schlossen wir uns wieder der Weltföderation der Diamantbörsen an. Die enge Verbundenheit zeigte sich auch bei unseren Jubiläen, 1996 feierte der DCW sein 75. Jubiläum im Hotel Marriot mit internationalen Ehrengästen und auch das alle 2 Jahre stattfindende Präsidenten- Meeting der Weltföderation der Diamant-Börsen fand schon zweimal in Wien statt.
Heute ist die eigentliche Geschäftstätigkeit in den Klubräumen, am „Tradingfloor“ der Börse stark zurückgegangen und hat sich in die Büros und Firmen der Mitglieder verlagert. Diese Entwicklung ist in allen kleineren Börsen weltweit zu beobachten. In den täglichen Mittagsstunden wird dennoch über das Diamantgeschäft nicht nur gesprochen, es wird auch so mancher Deal eingefädelt und auch abgeschlossen, und es werden vor allem immer wichtige Informationen ausgetauscht.
Der Diamant-Club Wien versteht sich heute als Plattform für die Interessen der Diamantbranche. Die Verbindung zu den anderen Börsen und zur Weltföderation ist die Informationsquelle für Preisentwicklung und Trends, die den Mitgliedern zu Gute kommt. Der DCW gibt seinen Mitgliedern die heute so wichtige Hilfestellung bei Maßnahmen im korrekten Verhalten im Diamanthandel, um damit das Vertrauen des Konsumenten in den natürlichen Diamanten zu erhalten und zu stärken. Die neue WFDB-MARKE wird ein sichtbares Zeichen für die Einhaltung dieses Ethik-Kodex sein.
Zum 85 jährigem Bestehen wird der Diamant-Club Wien mit einem „DIAMOND-SURE“ ausgestattet, ein Gerät, das den Mitgliedern in Zukunft bei der sensiblen Unterscheidung des natürlichen Diamanten vom synthetischen Diamanten zur Verfügung stehen wird.